von Sabine Ilk
Heute war wieder ein schöner Tag mit Gubacca gewesen. Zufrieden kuschelte ich mich in meine Bettdecke ein und überlegte, ob ich vor dem Schlafen noch ein bisschen fernsehen sollte. Nein, lieber nicht, morgen klingelt der Wecker wieder kurz vor 7 Uhr. Gubacca hatte sich nach der Abendrunde sofort in sein Körbchen neben meinem Bett gelegt und war ungewohnt ruhig. „Er wird doch nicht krank werden?“, überlegte ich. Normalerweise knabberte er vor dem Schlafen noch immer eine Weile auf seinen Kauknochen oder spielte mit Knut, seinem Plüschhund. Aber wahrscheinlich war er einfach müde von dem Toben mit Lennox. Ich war nachmittags wieder mit Susi unterwegs gewesen und die beiden Jungspunde waren viel gerannt. Auf dem Rückweg war ich noch kurz mit Gubacca beim Bäcker gewesen. Zum ersten Mal wartete er dort nicht alleine auf mich, sondern es waren noch zwei weitere Hunde neben ihm angebunden. Ich war richtig stolz auf Zwerg-Riese, dass er so entspannt und ohne zu bellen auf mich gewartet hatte. Mit den beiden Rüden schien er sich gut zu verstehen. Einen von den beiden kannte ich gut. Bennie hatte früher schon immer gemeinsam mit Chiru hier vor dem Bäcker gewartet.
Gerade als ich das Licht ausschalten wollte, kam Gubacca zu meinem Bett und legte seine Vorderpfoten auf meine Decke. „Biene, hast du mich lieb?“ „Was ist das denn für eine doofe Frage Gubacca, natürlich habe ich dich lieb!“ „So richtig, richtig doll, wie man einen Hund nur lieb haben kann?“ „Gubacca, wie kommst du denn jetzt auf solche Fragen?“ Bedrückt schaute mich Zwerg-Riese an. „Na, ich war doch heute beim Bäcker angebunden. Und neben mir lag dieser alte, große Hund, der ein bisschen seltsam gerochen hat.“ „Du meinst Bennie, Gubacca. Was hat er mit deiner Frage zu tun?" Gubacca druckste herum. „Er hat gesagt, dass du deinen vorigen Hund viel lieber als mich hattest und mich nie so lieben würdest wie ihn.“ „Ach Zwerg-Riese, glaub doch nicht so einen Unsinn, komm mal her mein Schatz.“ Eigentlich viel zu groß für den Schoß, versuchte Gubacca sich dennoch darauf einzurollen. Ein schwieriges Unterfangen mit 55 cm Körperhöhe, aber irgendwie passte es dann doch. „Schau mal Gubacca, das auf dem Foto auf dem Nachtisch ist Chiru. Du kennst den Geruch von ihm. Dein graues Körbchen in dem du so gerne schläfst, das ist von ihm gewesen. Auch das Schlenkeräffchen ist noch von ihm, mit dem du immer spielst. Chiru war ein ganz besonderer Hund für mich, dass ist richtig. Aber in meinem Herzen ist doch genug Platz für euch beide!“
Skeptisch schaute Zwerg-Riese mich an. „Ich habe dem alten Bennie auch gesagt, dass du mich ganz doll lieben würdest. Worauf er dann meinte, so schnell würde das überhaupt nicht gehen. Er hat mir dann noch etwas von einem blöden Band erzählt, aber da habe ich nicht mehr zugehört. Alte Hunde können immer so ausschweifen beim Erzählen. Ständig erzählen sie davon, wie es war als sie noch jung waren. Und überhaupt, was hat ein doofes Band und dann noch Fäden damit zu tun, wie sehr du mich lieb hast?!“ Oha, ich wusste worauf Bennie anspielte und was er Zwerg-Riese erklären wollte. „Hast du mich sofort geliebt, Biene?“, setzte Gubacca auch sofort nach. „Gubacca, du warst ein so niedlicher Welpe, natürlich habe ich dich sofort lieb gehabt." „Genauso wie den Chiru?“, kam prompt die nächste Frage von Zwerg-Riese. Jetzt kam ich langsam in Erklärungsnot. „Schau mal Gubacca, mit Chiru hatte ich zehn wunderschöne gemeinsame Jahre. Wir haben uns sehr geliebt und das meinte Bennie auch mit dem festen Band. Die gemeinsame Zeit hat uns zusammengeschweißt“. „War Chiru lieber als ich, Biene?“, fragte Zwerg-Riese schon wieder, ohne eine Antwort auf seine vorige Fragen abzuwarten.
"Pass mal auf, mein Schatz, ich erkläre dir, was Bennie mit den Bändern meinte. Als du bei uns eingezogen bist, hast du uns sofort so richtig, richtig, richtig geliebt? Hast du uns vollkommen vertraut und warst du froh von deinem alten Zuhause weg zu sein?“ „Mmmh…“ Ich konnte Gubacca förmlich ansehen, wie er jetzt mal in Erklärungsnot kam. „Also, gemocht habe ich dich schon. Ich fand den Garten cool und endlich hatte ich ein Körbchen nur für mich alleine und das ganze Spielzeug! Ich war so aufgeregt, dass ich meine Geschwister, Mama Otti und Papa Ozzy in den ersten Stunden ganz vergessen hatte. Später war ich dann doch ein bisschen traurig. Auch meine Ziehmamas habe ich vor dem Einschlafen sehr vermisst. Svea und Sabine waren einfach toll und dich kannte ich ja noch nicht“. Verlegen schaute Zwerg-Riese mich mit seinem typischen Gubacca-Blick an.
„Und du wirst mich dann später auch sehr, sehr lieb haben Biene?“ „Das habe ich jetzt schon mein Schatz.“ Zärtlich drückte ich Gubacca ganz fest an mich. „Und jetzt lass uns schlafen.“ „Darf ich hier bei dir im Bett bleiben?“ Ja das darfst du Gubacca!“ Zögernd schaute Gubacca mich an und fragte „Jede Nacht?!“ „Na du bist mir ja ein Pfiffikus! Das überlegen wir uns morgen. Jetzt machen wir erst einmal eine Ausnahme für heute.“ „Gute Nacht Biene!“ „Nacht Gubacca!“ „Ich habe dich sehr, sehr lieb!“ „Ich habe dich auch sehr, sehr lieb Zwerg-Riese“.